Dienstag, 5. Juli 2016

Meine Eindrücke aus Namibia und Afrika.

 Zwangsweise als weiße Frau in Afrika und auch überhaupt als Besucher hier, beschäftigt man sich mit der Geschichte, der Armut und mit der Frage der Auswirkungen der vergangenen Apartheit.
Gerade durch meine Art wie ich hier in Afrika gelebt habe, durch Arbeit und Alltag, wird man sehr nahe mit diesen Fragen konfrontiert. 
Wie es im Leben so ist, man kann sich mit vielem theoretisch beschäftigen, mit dem Kopf analysieren. Doch ist man praktisch damit konfrontiert sieht alles vielleicht doch noch mal anders aus. Denn selten liegt die Realität nur in den Büchern. Armut zu verstehen bedeutet für mich, einen Menschen unabhängig von seinen privaten Verhältnissen kennen zu lernen, diese Person näher kennen zu lernen und schlussendlich auch ins Herz zu schließen. Dann zu sehen wie diese Person lebt, aufgewachsen ist und ihre Familie und deren Umstände kennen zu lernen, DAS bedeutet Verständnis für Armut! Es geht nicht um Mitleid oder Spenden, es geht um Respekt und Verständnis!

In meinem Beruf habe ich das Glück sehr nahe mit den Menschen und deren Kultur konfrontiert zu werden. Als Koch arbeitet man im Team, oft auch sehr eng mehrere Stunden und Tage und auch in Stresssituationen zusammen. Diese Umstände sorgen dafür das man sich schnell auf eine sehr ehrliche, schonungslose Art kennenlernt. Eine weiße Frau mit Kochausbildung aus Deutschland mit einem Haufen schwarzer Männer und Frauen in der Küche, einem farbigen Küchenchef und einem weißen Hotelbesitzer, wenn das nicht die perfekte Vorrausetzung für eine praktische Erfahrung der Gesellschaft in Afrika ist.

Ich liebe meine Jungs mit denen ich zusammen Arbeite und manchmal fühlt es sich fast schon beleidigend an als die weiße Frau bezeichnet zu werden und oft, wenn wir zusammen arbeiten vergesse ich das ich ja ganz anders aussehe als sie und erschrecke fast schon, wenn ich Bilder von uns sehe. Die Hautfarbe spielt keine Rolle mehr, warum auch!?
Und doch, wenn ich auf der Straße einem fremden schwarzen Mann begegne bin ich aus Instinkt vorsichtiger als bei einem weißen. Lange und oft auch jetzt noch, hat mich das wütend gemacht auf mich selbst, jetzt aber weiß ich, dass es grundsätzlich nicht falsch ist. Unsere Kulturen sind so unterschiedlich und viele der Menschen sind so arm das sie mögliche Gelegenheiten nutzen würden um kriminell zu werden, wenn es ihnen weiterhilft! Das liegt sicher nicht daran, dass es grundsätzlich schlechte Menschen sind, jeder Mensch ob schwarz oder weiß würde zu diesem Verhalten neigen, wenn er in der Armut und Kriminalität aufwächst wie es hier viele tuen!
Unsere Kulturen sind an vielen Punkten so unterschiedlich, dass schon einfache Gesellschaftliche Kleinlichkeiten schwierig werden können, weil man sich nicht versteht und dabei rede ich nicht von den Sprachebarrieren. Zum Beispiel sind die Gesellschaftlichen Werte in Afrika ganz andere, man definiert sich hier lange nicht so extrem über den Beruflichen Erfolg wie bei uns. In Deutschland ist Ehrgeiz auf Aufstiegsmöglichkeiten oftmals Ansporn für gute Arbeit. Das gibt es hier nicht! In Afrika wir gearbeitet um zu leben wohingegen man es in Deutschland fast schon umdrehen könnte und behaupten könnte, es wird gelebt um zu arbeiten. Was richtig und falsch ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, jedoch sind die Kulturellen Unterschiede wirtschaftlich natürlich gravierend und für jeden Deutschen Arbeitgeber nicht einfach zu Händeln!
Wobei wir beim nächsten schwierigen Punkt sind und das ist die Bildung! Bildung ist so wichtig für ein Land! Ich muss mit jemandem darüber diskutieren was 2x4 oder 4x2 ist. Oder woher sollen denn unsere Jungs wissen was wie schmecken muss oder wie man sich am Gast verhalten muss? Die meisten waren noch nie in einem Restaurant und manche haben nicht einmal eine richtige Küche zuhause!  Auch wieder schwierig für den Arbeitgeber.

Für mich die ich mit den Jungs in der Küche stehe schwank es häufig zwischen, ich muss die jetzt alle packen schütteln und dann fressen, und ich will mich nur noch verkriechen und aufgeben aber andererseits sind sie trotz allem so glücklich, viel fröhlicher als viele Deutsche! Alle zusammen sind sie lustig, freundlich, herzlich und hilfsbereit. Es ist wirklich nicht immer einfach!
Hier geht es um Menschen und jeder hat ein eigenes Weltbild, eine eigene Meinung und eigene Erfahrungen. Bei diesen ganzen Erfahrungen geht es um so herznahe, emotionale, existentielle und grundlegende Dinge, dass alles macht es wirklich nicht einfach.

Mein Fazit ist ganz klar, es gibt noch viel zu tun und die Gesellschaftlichen Unterschiede bei den Hautfarben (weiß, farbig und schwarz) sind für mich immer noch ganz klar spürbar. ABER es muss auf beiden Seiten was getan werden. Die einfache Seite, die der Weißen, Vorurteile abzulegen und genauso einfach nur den Menschen zu sehen ist schon in vollem Gange. Jedoch glaube ich das die wirklich schwierige Aufgabe wird genauso zu einem Umdenken zu bewegen bei den Schwarzen.

Es funktioniert nicht, wenn wir nur auf einer Seite ein Umdenken bewegen. Dass merke ich schon in der Küche ganz deutlich, für mich mit meiner Bildung, meinem Wissen das ich in meinem Leben aufbauen konnte, ist ein Einfaches bei neu Begegnungen mit anders farbigen Kollegen keine Vorurteile zu haben. Aber für sie ist es super schwer in mir einfach nur den Koch oder die Freundin zu sehen. Sie brauchen viel länger um MICH wahrzunehmen. Nicht nur das blonde Mädchen mit der Projektion von allem was sie von Menschen wie mir zu wissen, sondern mich als Persönlichkeit. Und nur, wenn das gegeben ist auf beiden Seiten kann sich meiner Meinung nach wirklich was verändern. 

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